Führerscheinentzug kommt in Deutschland häufiger vor, als bekannt ist. Viele Menschen verlieren den Führerschein aufgrund von Alkohol oder Drogen, aber auch vermehrte verkehrsrechtliche Verstöße können dazu führen.
In diesem Artikel klären wir über den Ablauf des Führerscheinentzuges auf. Wir haben eine Psychologin und MPU Beraterin dazu befragt, sowie einen Anwalt, der sich auf Verkehrsrecht spezialisiert hat.
Führerscheinentzug Ablauf
Der Ablauf des Führerscheinenzugs ist meist recht verwirrend. Denn zunächst erhalten die Betroffenen lediglich Post von der Polizei mit der entsprechenden Strafe, die zu begleichen ist. Manchmal ist in diesem Schreiben auch vermerkt, dass die Anklage fallengelassen wird.
Verständlicherweise beginnen sich hier Viele zu freuen – denn sie denken, dass damit das Thema beendet ist.
Erst mehrere Wochen später bekommen die Betroffenen dann Post vom Landesamt, wo der Entzug verkündet (oder die MPU angeordnet) wird.
Das sagt der Anwalt dazu:
Dieser Ablauf ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass es sich um zwei unterschiedliche Institutionen handelt, die nicht unmittelbar zusammenarbeiten. Deswegen gehen zwei verschiedene Schreiben raus und die Strafen haben erst einmal nichts miteinander zu tun.
Entzug der Fahrerlaubnis – und dann?
Wenn das Landesamt Sie über den Führerscheinentzug informiert hat, müssen Sie die Fahrerlaubnis abgeben. Hier können Sie, ohne Schwierigkeiten, die gesamte Frist ausnutzen, die Ihnen bis zum Entziehungs-Termin gegeben ist.
Dann müssen Sie allerdings aktiv werden.
Das sagt der Anwalt dazu:
Wenn Sie nach dem Führerscheinentzug weiterhin ein Fahrzeug führen, ist dies ein neuer Straftatbestand: Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis. Diese wird meist sehr hart geahndet, da es sich um einen Strafbestand mit Vorsatz handelt.
Das bedeutet: Sie wissen, dass Sie nicht fahren dürfen und setzen sich bewusst darüber hinweg.
Einspruch gegen den Führerscheinentzug
Nach dem Delikt bzw. dem Strafbefehl der Polizei suchen sich viele Menschen einen Anwalt, um den drohenden Führerscheinentzug zu verhindern.
In manchen Fällen lohnt sich dies und hat gute Chancen. In anderen Fällen lässt sich die Strafe meist nicht abwenden.
Aussichtsreichere Fälle sind zum Beispiel Geschwindigkeitsüberschreitungen: Hier kann geprüft werden, ob das gesamte Verfahren rechtmäßig war.
Relativ aussichtslos ist der Widerspruch gegen den Führerscheinentzug wegen Drogen und Alkohol.
Sofern es nicht Verfahrensfehler im Prozess gegeben hat, ist der Führerscheinentzug sicher.
In solchen Fällen kann man lediglich erreichen, dass das Datum der Führerscheinabgabe weiter in die Zukunft verschoben wird oder die Sperrfrist verkürzt wird.
Widerspruch gegen den Entzug des Führerscheins – die Tücken
Wenn Sie in Widerspruch gehen, passiert folgendes: Sie bestreiten, dass Sie die Tat in dem Umfang begangen haben, wie sie in der Akte steht.
Damit geben Sie Ihr Fehlverhalten NICHT zu.
Solange Sie es nicht zugeben, können Sie auch keine MPU machen. Denn in dieser würden Sie ja zugeben, was Sie getan haben.
Das sagt der Anwalt:
Solange ein Widerspruchsverfahren läuft, kann keine MPU durchgeführt werden. Diese Verfahren ziehen sich oft sehr lange – und die Klienten bleiben oft länger ohne Führerschein, als ohne Widerspruch.
Tipp der Psychologin:
Die Zeit des Widerspruchsverfahrens können Sie für die Vorbereitung auf die MPU nutzen. Machen Sie ein Abstinenzprogramm, führen Sie eine psychologische Beratung durch. In den meisten Fällen gehen diese Verfahren nicht zugunsten der Klienten aus. Und wenn vorher nur „gewartet“ wurde, hat man viel Zeit verloren.
Führerscheinentzug und Sperrfrist
Der Führerscheinentzug bedeutet den Verlust der Fahrerlaubnis. Zusätzlich hierzu werden meist Sperrfristen verhängt. Diese Sperrfristen geben einen Zeitraum an, in dem der Führerschein nicht neu erteilt werden darf.
Gerade, wenn keine Medizinisch-Psychologische Untersuchung gefordert wird oder es sich um verkehrsrechtliche Delikte handelt, kann diese Sperrfristverkürzung die Zeit zurück zum Führerschein tatsächlich verkürzen.
Wenn es sich um einen Entzug wegen Drogen oder Alkohol handelt, ist eine Sperrfristverkürzung sinnlos.
Tipp der Psychologin:
Wenn ein Führerscheinentzug aufgrund eines Alkohol- oder Drogendeliktes erfolgt, wird in der Regel eine MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) gefordert. Um diese zu bestehen, muss in fast allen Fällen ein Abstinenzprogramm durchgeführt werden. Dies muss meist ein Jahr lang geschehen. In dieser Zeit ist die Sperrfrist meist schon abgelaufen.
Entzug der Fahrerlaubnis wegen Drogen
Bei einem Führerscheinentzug wegen Drogen ist eine MPU immer angeordnet. Hier ist immer ein Abstinenzprogramm sowie eine professionelle Beratung gefordert. Vorher wird keine Neuerteilung der Fahrerlaubnis bzw. positive MPU erfolgen.
Wenn Sie den Führerschein wegen Drogen verloren haben, müssen Sie direkt aktiv werden.
- Beginnen Sie ein Abstinenzprogramm bei einem forensisch akkreditierten Labor.
- Beginnen Sie eine professionelle und anerkannte MPU Vorbereitung.
Tipp der Psychologin:
Je schneller Sie aktiv werden, desto schneller bekommen Sie auch Ihren Führerschein zurück. Wenn Sie den Beginn des Abstinenzprogramms vor sich herschieben, wird die Zeit ohne Fahrerlaubnis auch immer länger.
Entzug des Führerscheins bei Alkohol
Der Führerscheinentzug wegen Alkohol ist einer der häufigsten Gründe für den Verlust der Fahrerlaubnis.
Auch hier beginnt der Weg zurück ans Steuer meist mit dem Beginn eines Abstinenzprogramms. Insgesamt dauert es in der Regel 1,5 Jahre, bis die Fahrerlaubnis neu erteilt wird.
Tipp der Psychologin:
Nehmen Sie unmittelbar nach dem Delikt Kontakt zu einer Psychologin/ Verkehrspsychologin auf. Diese kann Ihnen genau sagen, welche Schritte jetzt notwendig sind.
Das sagt der Anwalt dazu:
Ein Rechtsbeistand kann Ihnen bei der Kommunikation mit den Ämtern helfen. Hier werden oft Fehler gemacht oder sehr viele Informationen weitergegeben, die Ihnen später auf die Füße fallen können. Im Prozess des Führerscheinentzugs müssen Sie aufpassen, was Sie tun.
Mehr zu dem Führerscheinentzug wegen eines Alkoholdelikts finden Sie HIER.
Führerscheinentzug – Was muss ich jetzt machen?
Wenn der Entzug der Fahrerlaubnis durchgeführt werde, sollten Sie sich dringend und umgehend an eine professionelle MPU Beratung wenden.
Gerade im Hinblick auf die neuen Begutachtungsrichtlinien für Fahreignung im Jahr 2023 müssen Sie nun einiges beachten. Oft ist der Start eines Abstinenzprogramms der erste Schritt.
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